3 Fragen an...

Timo Hildebrand

Veganismus im Hochleistungssport

  1. Ex-Torhüter lebt überwiegend vegan

    • absolvierte über 300 Spiele in der Bundesliga und sieben in der deutschen Nationalmannschaft.
    • Deutscher Meister 2007 mit dem VfB Stuttgart und Spanischer Pokalsieger mit dem FC Valencia 2008.
    • ist Gesellschafter des veganen Lebensmittelkonzerns Veganz.

Einst belächelt, inzwischen etabliert: Immer mehr Profisportler verzichten bei ihrer Ernährung auf tierische Produkte. Viele, darunter auch Timo Hildebrand, machen positive Erfahrungen.

1) Achten Fußballprofis ausreichend auf die eigene Ernährung oder ist noch mehr Aufklärungsarbeit gefragt?

Die richtige Ernährung ist im Hinblick auf die Leistungssteigerung ein entscheidender Faktor, der jahrzehntelang unterschätzt worden ist. Zu meiner aktiven Zeit als Spieler hat das Thema zum Beispiel kaum eine Rolle gespielt. Mittlerweile legen aber immer mehr Vereine Wert darauf und beschäftigen eigene Ernährungsexperten. Auch viele Spieleragenturen arbeiten mit Fachleuten zusammen und bieten ihren Profis eine individuelle Beratung an. In vielen Einzelsportarten ist die Akzeptanz für eine sportlergerechte Ernährung deutlich weiter fortgeschritten. In Mannschaftssportarten dauert dieser Prozess oft ein wenig länger, deshalb ist es wichtig, dass die Clubs dieses Thema immer wieder setzen.

2) Sie leben vegan. Welche Vorteile bietet Ihnen und Profifußballern eine vegane Ernährung?

Eigentlich war ich schon raus aus dem Fußball, als ich angefangen habe, mich damit so richtig zu beschäftigen. Für mich waren gesundheitliche wie auch ethische Gründe ausschlaggebend. Eine pflanzlische Ernährung reduziert den Wasserverbrauch und ist besser für die Umwelt und den Klimaschutz. Mir ging es aber auch darum, mich besser und fitter zu fühlen. Auch andere Sportler, die vegan leben, haben mir immer wieder die gleichen positiven Folgen berichtet: Die Schlafqualität steigt, der Körper regeneriert sich schneller und es treten weniger Entzündungen in den Gelenken und in der Muskulatur auf. Der Sportler ist somit einfach leistungsfähiger. Außerdem bieten auch pflanzliche Produkte alle wichtigen Nährstoffe in ausreichender Form, um sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Ich muss aber zugeben, dass ich selbst kein Dogmat bin und in einigen wenigen Ausnahmefällen auch Fisch oder ein Stück Käse esse.

3) Welche Akzeptanz hat Veganismus im Profisport?

Es gibt immer mehr Sportler und Fußballer, die sich pflanzlich ernähren. Dazu zählen auch Top-Athleten wie Lewis Hamilton, Serena und Venus Williams oder Novak Djokovic, an denen sich viele orientieren. Schließlich gehören sie zu den herausragenden Protagonisten ihrer Sportarten. Veganismus im Leistungssport wird somit längst nicht mehr stigmatisiert wie vielleicht noch vor einigen Jahren. Darüber hinaus haben Erkenntnisse aus der Wissenschaft und zahlreiche Dokumentationen in den Medien maßgeblich zur Aufklärung beigetragen.

3 Umsetzungstipps

  • Zunächst ist es wichtig, sich selbst über dieses Thema aufzuklären und Informationen und Fakten zu recherchieren. Im digitalen Zeitalter und mit Hilfe sozialer Netzwerke fällt es nicht schwer, sich ein umfangreiches Wissen anzueignen.
  • Anschließend geht es darum, eine Wertschätzung für dieses Thema zu entwickeln und das gelingt am besten, wenn man selber am Herd steht und viele Gerichte einfach ausprobiert. Als ich jung war, habe ich mir auch nicht so große Mühe gemacht und bin oft ins Restaurant gegangen. Doch wer selber kocht, schafft ein viel besseres Bewusstsein für die verschiedenen Zutaten und Lebensmittel.
  • Die Ernährung lässt sich nicht von heute auf morgen radikal umstellen. Deshalb gilt: step by step. Jeder sollte herausfinden, welche Lebensmittel einem gut tun und welche weniger. Mit der Zeit lassen sich die tierischen Produkte dann immer weiter reduzieren. Bei mir hat es relativ schnell und gut funktioniert.
Veganismus ist kein Verzicht, sondern ein Gewinn an neuer Lebensqualität. Es ist einfach nur ein neues Denken, eine Mindsetänderung.
Timo Hildebrand

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Vegetarische und vegane Ernährung im Leistungssport